50. Lübecker Orientierungslauf: Jubiläum für eine Traditionsveranstaltung
Seit 1967 gab es mindestens einmal im Jahr einen „offiziellen“ Lübecker Orientierungslauf, meist gesellten sich noch ein oder zwei weitere Läufe während eines Jahres dazu, aber eine Veranstaltung hatte immer das Hauptaugenmerk der „Lübecker Veranstalter“, etwas Besonderes zu sein. Zumeist waren dies Läufe bei denen eine neu aufgenommene Lübecker Laufkarte erstmals zum Einsatz kam.
„Lübecker Veranstalter“ deshalb, weil die Orientierungsläufe anfangs über die „Oberschule zum Dom“ von den dortigen Lehrern Heyder und Mevius organisiert wurden nicht durch den Euch jetzt bekannten Verein der „Lübecker Turnerschaft von 1854 e.V.“
1974 mussten sie zwangsweise damit brechen und mit ihren für die Sportart Orientierungslauf dazu gewonnenen Schülern und Freunden sich einem Sportverein anschließen. Ab 1974 war die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften nur noch Vereinen erlaubt war, nicht mehr wie bisher auch den Schulen. Ausgesucht hatte man sich zu diesen Zweck die Lübecker Turnerschaft (LT), denn inzwischen hatte der ursprünglich in Lübeck als Breitensport gestartete Orientierungslauf schon den Leistungssportcharakter erreicht, mit den ersten NationalkaderläuferInnen aus Lübeck und die wollten verständlicherweise nicht auf ihr Startrecht bei den Deutschen Meisterschaften verzichten.
Im Rahmen der jährlichen Lübecker Orientierungsläufe wurden etliche schleswig-holsteinische Landesmeisterschaften ausgerichtet, dazu kamen Bundesranglistenläufe und sicherlich als herausragender Höhepunkt im Rahmen des 23. Lübecker Orientierungslauf die letzte „West“ Deutsche Einzelmeisterschaft auf der klassischen Strecke im Wasserkrüger Wald bei Mölln 1989. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, das alsbald für den Deutschen Orientierungslauf die Karten neu gemischt würden.
Was aber tatsächlich ein Novum nach all den Jahren ist, ist die Ausrichtung des ebenfalls traditionsbehafteten jährlichen stattfindenden „Graensedyst“. Zwar hat die LT diese Veranstaltung schon zweimal gewinnen können, aber eine Ausrichtung selbst stand bisher nie im Fokus. Warum eigentlich fragten wir uns in den letzten 3 Jahren und wollten auf eine Ausrichtung zum 50. Lübecker Orientierungslauf hinarbeiten. Von daher war schon eine Mischung von Zufriedenheit und Stolz dabei, als wir letztes Jahr den Zuschlag für die Ausrichtung in 2016 bekamen.
Auch gerade deshalb, weil wir vorhatten, zu diesem Lauf in den Wald (- Lauerholz -) des 1. Lübecker Orientierungslauf im Jahr 1967 als Veranstaltungsort zurückzukehren. Diese Rückkehr wurde uns zu dem erheblich vereinfacht dadurch, dass die seit der Grenzöffnung im November 1989 sehr stark frequentierte Kreisstraße, die durch das Lauerholz in Richtung der ehemaligen innerdeutschen Grenzübergangsstelle Schlutup und später zur Schlutuper Umgehungsstraße endlich durch die seit 1992 !!! geplante Fortsetzung der Umgehungsstrasse ersetzt und 2015 zur Fahrrad- und Skaterstraße rückgebaut wurde.
Somit steht uns direkt vor den Toren Lübecks für den Graensedyst nunmehr ein ideales Wettkampfgebiet wieder komplett zur Verfügung, an dessen Nutzung wir angesichts der langen Planungs- und Realisierungszeit von 1992 bis 2015 nicht so recht geglaubt haben.
In der Zeit von 1967 bis zum besagten November 1989 mit der innerdeutschen Grenzöffnung konnte man als Veranstalter und Bahnleger beruhigt diese besagte Straße durch das Lauerholz von den LäuferInnen queren lassen, da so gut wie kein Straßenverkehr in dem damals fast vergessenem Winkel von Lübeck stattfand. Mit der Grenzöffnung war das schlagartig anders und kein Veranstalter hätte hier ruhigen Gewissens einen Lauf in dieser Ausdehnung durchführen können.
Einige Wenige von Euch kennen das Lauerholz schon von Läufen aus der Vergangenheit, die zumeist auf sehr kleinen Ausschnitten – wegen der oben beschriebenen Probleme – der jetzigen Karte stattfanden. Der Wald hat sich insgesamt seit 1994 erheblich in seinem Erscheinungsbild verändert, da die Hansestadt Lübeck als Eigentümerin in der Waldbewirtschaftung hier ein weltweit vielbeachtetes Konzept zur „Naturnahen Waldnutzung“ umsetzt, was die holzwirtschaftlichen Erträge enorm und qualitativ gesteigert hat und als Nebeneffekt für uns Orientierungsläufer aus einem vormals sehr schnell belaufbaren Stadtwald – mit fast hochwaldartigem Charakter – ein interessantes und lauftechnisch anspruchsvolles Gelände entstehen lassen hat. Seid gespannt.
Die OLer der Lübecker Turnerschaft freuen sich auf eine hoffentlich rege Teilnahme am Himmelfahrtstag.
Wolfgang Kloth